Chroniken von Erich Kästner

Scharfsinniger Analytiker des Zeitgeschehens

Aus heutiger Sicht könnte man Erich Kästner als den Vorläufer von J. K. Rowling und ihren Harry Potter Büchern ansehen, denn mit seinen zahlreichen Kinderbüchern – die auch für Erwachsene gedacht waren – hat er sich in viele Herzen geschrieben. Sein unvergleichlicher Witz und die schelmische Art, die er auf seine Figuren übertrug, sind Merkmale, die sich in fast allen seinen Werken wiederfinden. Im Gegensatz zu Rowling konnte Kästner allerdings auch Kritik am Regime üben, was ihn in ernsthafte Schwierigkeiten brachte. Wie Kästner einmal sagte, kann auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, noch etwas Schönes gebaut werden.

Erich Kästner wurde 1899 als Emil Erich Kästner in Dresden geboren. Er war ein deutscher Schriftsteller, Kinderbuchautor, Drehbuchautor und Verfasser von scharfsinnigen und hintergründigen Texten für das Kabarett. Kästner wurde als Sohn eines Sattlermeisters und eines Dienstmädchens geboren. Die Beziehung zu seiner Mutter war äußerst intensiv, was sich in seinen Romanen oft als Leitmotiv der „Übermutter“ wiederfindet. Von 1913 an besuchte er das Freiherrlich von Fletscher'sche Lehrerseminar in Dresden, mit dem Ziel Volksschullehrer zu werden, brach die Ausbildung allerdings 1917 ab.

Nach Einberufung zum Militär im Jahre 1917 und einer brutalen Ausbildung in einer freiwilligen Kompanie der schweren Artillerie, zog sich Kästner eine lebenslange schwere Herzschwäche zu. 1919 absolvierte Kästner sein Abitur mit Auszeichnung und erhielt das Goldene Stipendium der Stadt Dresden. Er entschied sich für ein Studium der Geschichte, Philosophie, Germanistik und der Theaterwissenschaften an der Universität Leipzig. Bedingt durch die Inflationszeit fing Kästner an, journalistisch tätig zu werden und arbeitete als Theaterkritiker, um sein Studium zu finanzieren.

1927 ging Kästner nach Berlin, wo seine produktivste Schaffensperiode begann. Als freier Journalist arbeitet er für etliche Zeitungen und veröffentlichte mehr als 350 nachweisbare Artikel. Sein erstes Buch Herz auf Taille, eine Sammlung von Gedichten, wurde 1928 aufgelegt und war Vorreiter der Neuen Sachlichkeit. Von 1929 bis 1933 schrieb Kästner drei seiner bekanntesten Kinderbücher, die zu der gegenwartsbezogenen Literatur zählen. Mit Fabian – Die Geschichte eines Moralisten gelang Kästner 1931 ein Roman von literarischer Bedeutung.

Als Regimekritiker bekannt, wurde Kästner mehrmals von der Gestapo verhaftet und wurde gezwungen, aus dem Schriftstellerverband auszutreten. Bei der öffentlichen Bücherverbrennung 1933 in Berlin musste Kästner miterleben, wie seine Werke als „wider den deutschen Geist“ verbrannt wurden. Von 1945 an lebte Kästner in München, wo er sich mehr dem literarischen Kabarett widmete, um sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Es entstanden zahlreiche Hörspiele, Lieder und ein weiteres Kinderbuch. Der Anschluss an die Nachkriegsliteratur blieb ihm jedoch verwehrt, bedingt durch seine zunehmende Resignation und Alkoholismus.

Am 29. Juli 1974 starb Kästner an Speiseröhrenkrebs in München. Er wurde am 5. August auf dem St.-Georgs-Friedhof in Bogenhausen beigesetzt. Mit seinen bekanntesten Kinderbüchern Emil und die Detektive, Pünktchen und Anton sowie Das fliegende Klassenzimmer sind ihm Klassiker gelungen, die bis heute nicht an Bedeutung und Aktualität verloren haben. Doch auch die Bücher Drei Männer im Schnee, Emil und die drei Zwillinge sowie Das Doppelte Lottchen sind vielen Kindergenerationen immer noch in Erinnerung.  

   

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>